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  • Ursa Jaumann

Emotionen schreiben

Hallo ihr Lieben!


Heute geht es darum, Emotionen zu schreiben.


Erste Überraschung: es kommt ein bisschen auf das Genre an. Wenn ihr Kinderbücher schreibt, müsst ihr Emotionen direkter benennen als im NA-Bereich.

Gute Tipps kann ich Euch nur für YA/NA geben, also fangen wir gleich an.


1. Show, don't tell.

Ich weiß, es wird alt, aber das ist die goldenen Regel. Statt zu schreiben: "Sie war ängstlich" ist es besser, es bildlicher zu machen:


"Sie knabberte an ihren Fingernägeln, während sie den Gang auf und abtigerte und dabei die große Milchglastüre nicht aus den Augen ließ. Es stank nach scharfem Desinfektionsmittel und das ständige Piepen, das aus einem der offenen Zimmer drang, machte sie fast wahnsinnig. Zum hundertsten Mal überlegte sie, was sie tun würde, wenn er nicht mehr aufwachte, aber der Gedanke presste ihr die Luft aus den Lungen und ihr Herz verdrehte sich zu einem schmerzhaften Knoten."


oder


"Ihre Fingernägel pressten schmerzhafte Halbmonde in ihre Handinnenflächen und ihre Nasenflügel bebten, als sie zitternd einatmete. Es würde alles gut werden - es musste. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren die zwei Jungs aus der Parallelklasse endlich weg und sie ging mit weichen Knien zum schwarzen Brett. Ihr Name stand ganz oben und sie traute sich fast nicht hinzusehen. Bestanden, sie hatte bestanden."


Durch die Beschreibung wird das ängstlich auch nochmal anders definiert, denn das sind zwei verschiedene Arten von ängstlich, die unterschiedliche Reaktionen bei den Leser*innen auslösen. Wie ihr aber auch seht, braucht das deutlich mehr Platz.


2. Fünf Sinne und physiologische Reaktion

Um die Emotion plastisch zu machen, nutzt mehr als nur ein, zwei Sinne. Je nach Emotion kann die gleiche Sache unterschiedliche Reaktionen auslösen. Eine traurige Protagonistin wird von dem Geruch von nasser Erde an die Beerdigung ihrer Großmutter erinnert, ein glücklicher vielleicht, wie er früher Erdbeeren im Beet der Nachbarn stibizt hat.


3. Character Voice

So gleich bei uns die physiologische Reaktion auf Emotionen ist, so unterschiedlich drücken wir und unsere Charaktere sie aus. Alexej aus Projekt CC zum Beispiel ist sehr emotionsreguliert. Er wird immer deutlich weniger von seinen Regungen zeigen als Irina, die deutlich impulsiver ist.


4. ausgewogene Emotionen trotz Character Voice

Gleichzeitig solltet ihr darauf achten, dass die dargestellten Emotionen nicht so einseitig sind. Sonst werden die Charaktere irgendwann als zu eindimensional und nervig wahrgenommen. Aus dem gleichen Grund ist es schwierig, depressive Personen zu schreiben, ohne, dass es langweilig oder nervig wird. Wenn das passiert, lasst einen Charakter einfach einmal wütend statt traurig reagieren, das kann schon helfen.


Das war es erstmal zum Thema Emotionen. Ich hoffe, es hat euch geholfen :)


Alles Liebe,

Ursa

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