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Dragon Games - zweiter Epilog

20 Jahre später

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Kaya

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Ich starre vom Steg in die Tiefe am Dragonstone. Einige Wolkenfetzen hängen zwischen den Feldquadern. Trotzdem sind ganz weit unten die Wipfel zu sehen. Erschreckend klein. All die Male, die ich mit Mom, Daddy oder Dad geflogen bin, war es nicht so schlimm. Oder mit Tante Arya. Doch jetzt … zu springen wirkt wie ein sicheres Ticket in den Tod.

Dad neben mir grinst und verschränkt die Arme. Die Sonnenstrahlen spiegeln sich in seinen grünen Augen, dessen Farbe perfekt von seinem Leinenhemd aufgefangen wird. „Bereit?“

Ich beiße auf meine Unterlippe und schüttle den Kopf. Der Wind spielt mit meinen schwarzen Haaren und peitscht sie mir ins Gesicht. Das eingeschnittene Baumwollhemd juckt an den Stellen, an denen das Lederkorsett es an meinen Körper presst. Für einen besseren Fall, hat Daddy gesagt. Früher hat er mit Onyx sowas schon öfter gemacht. Trotzdem fühlt es sich so an, als sei an der Stelle meines Magens nur ein Klumpen Stahl.

Dad streckt sich und breitet die Arme aus. „Ach komm schon, Kaya. Deine Mom war nicht viel älter als du, als sie gesprungen ist und Daireann sie aufgefangen hat. Das wird.“

Ich werfe einen Blick zurück auf die Drachenkolonie. Irgendwo da ist Eden. Und sieht nicht aus, als würde sie sich dafür interessieren, dass ich mich an sie binden möchte.

Ich weich einen Schritt zurück. Unter mir knarzt der Holzsteg, der auf den Abgrund führt. „Sie wird mich nicht fangen. Sie hasst Menschen. Mom hat sie mal einen Feuerball an den Opa geworfen.“

Dad tritt nach vorne und knufft mich in die Seite. „Ich weiß, ich war dabei. Und ja, sie hasst Menschen, aber sie liebt dich. Liegt bestimmt am Namen. Spring einfach, Kaya. Warten macht es nicht besser. Los jetzt.“

Mein Herz flattert immer noch wie einer der Grashalme an der Kante des Dragonstone.

„Du hast es immer noch nicht gelernt. Nach all den Jahre. Du und deine kopflosen Pläne.“ Daddy schnaubt und schiebt Dad zur Seite. Seine hellblauen Augen werden weich und er umfasst mit seiner mechanischen und mit seiner gesunden Hand meine Schultern. „Du kannst das, Kaya. Deine Mom ist die beste Drachenreiterin, die dieses Land seit hunderten von Jahren gesehen hat. Und als Onyx und ich noch Turniere geflogen sind, waren wir auch nicht übel.“

„Und Rigani und ich waren auch brillant! Wobei ich bei meinem Sprung dachte, sie lässt mich fallen und mir ergeht es so wie Alastair!“, wirft Dad ein.

Daddys Augen verdunkeln sich und er wirft ihm einen warnenden Seitenblick zu. „Nicht hilfreich, Killian.“ Er wendet sich wieder mir zu. „Also, du hörst: Es liegt in deinem Blut. Du kannst das. Und wenn nicht, werden Néal und Dad dich auffangen. Oder?“ In seiner Stimme liegt ein Befehlston.

Dad zuckt mit den Schultern. „Klar. Deine Mom reißt mir den Kopf ab, wenn dir was passiert.“

Daddy streicht mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Du kannst alles erreichen, was du willst, mein Sternenkind. Aber wenn du dich nicht danach fühlst …“

Ich atme tief ein und mein Blick springt von einem Mann zum anderen. Dad hat mich hier hochgebracht, da war ich keine vier Jahre alt. Und Daddy hat mich auf Onyx Rücken im Wasser reiten lassen, da war ich noch jünger.

Ich schlucke den dicken Kloß hinunter und trete ganz an den Rand. Das Holz knarzt unter mir. Dad hat recht. Daddy und er haben mich super vorbereitet, in mir fließt das Blut meiner Eltern. Und Mom wäre bestimmt unendlich stolz, wenn ich in Sleigh mit Eden auftauchen würde.

Ich atme tief ein und springe. Im Fall schließe ich die Augen.

Eden wird mich auffangen. Ich weiß es.

Schließlich wurde ich hierfür geboren.

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